Wie schlimm ist es?

Vor wenigen Jahren noch waren Engpässe bei der Trinkwasserversorgung kein Thema doch seit dem Hitzesommer 2018 muss man in Zukunft mit Konflikten ums Wasser rechnen.

Anfang 2019 war fast in ganz Deutschland die Feuchtigkeit in den oberen Bodenschichten deutlich geringer als im Jahr zuvor. In diesem Sommerlagen die Niederschläge nach einer Bilanz des Deutschen Wetterdienstes erneut knapp 30% unter dem langjährigen Mittelwert und der Juni war der wärmste und sonnigste seit Beginn flächendeckender Messungen. Seit 2011 schon zeigt sich in Deutschland ein verringertes Niederschlags- und Wasserdargebot.

In den vergangenen beiden Jahren hat es zu wenig geregnet, die Grundwasserstände haben sich noch nicht erholt. So kann es vorübergehend zu regionalen Engpässen kommen, wie im Sommer 2019 in Brandenburg: Das Rasensprengen wurde verboten. Blumen durften nicht gegossen, der Pool nicht befüllt und das Auto nicht gewaschen werden. Auch im Emsland, in Osnabrück und Ostfriesland riefen Versorger ihre Kunden zur Sparsamkeit auf, da zu Spitzenzeiten kaum noch etwas aus der Leitung kam.

Industrien brauchen Wasser für die Produktion, Kraftwerke für die Kühlung und schließlich kommen noch die Bedürfnisse der Landwirtschaft hinzu, deren Bewässerungsbedürftigkeit deutschlandweit zunehmen wird.
Bisher gibt es in Deutschland flächendeckend keinen Wasserstress. Trotz des insgesamt ausreichenden Wasserdargebots gibt es regionale Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit und zukünftig werden mehr Nutzer als heute um eine knapper werdende Ressource konkurrieren.

Aufteilung

86,7% ungenutztes Wasser

2,7%  öffentliche Wasserversorgung:
In privaten Haushalten ist der Verbrauch von 1990 bis heute erheblich zurückgegangen: von 144 Liter pro Person und Tag auf 121 heute.

3,2% Bergbau und verarbeitendes Gewerbe

7,2% Energieversorgung

0,2% Bewässerungslandwirtschaft:
Sie hat nur einem Anteil von 2,7% an der landwirtschaftlich genutzten Fläche, doch deren Beregnungsbedürftigkeit wird tendenziell zunehmen, mit regionslen Unterschieden.

Herausforderungen

Kilmawandel

Die gestiegene Summe an Extremereignissen wiezum Beispiel Starkregen, die wir in den letzten Jahren beobachten, weistdeutlich auf Effekte des Klimawandels hin und auch beimHitzesommer2018besteht ein Zusammenhang: Er wurde, wie auch andere Hitzewellen in denvergangenen Jahrzehntenon einem schwachen Jetstream mitstagnierenden Wellenmustern beeinflusst. Ein solcher Jetstream wiederum isteine Folge des Erwärmens des Nordpols durch den globalen Temperaturanstieg. Inzwischensind Hitzewellen mindestens fünfmal wahrscheinlicher als im Jahr 1900.

Zudem nimmt in Folge einer höheren Lufttemperatur auch die Verdunstung zu. Eine wärmere Atmosphäre kann mehr Wasserdampf aufnehmen. In Deutschland hat sich die Lufttemperatur von 1961 bis 2017 um +1.8°C erhöht.

Untersuchungen deuten in mehreren Regionen bereits jetzt auf eine Verschärfung des Jahresganges, das heißt einer möglichen Zunahme des Wasserdargebotes in Wintermonaten und einer deutlichen Abnahme in den Sommermonaten hin. Die Wasserwirtschaft muss sich also gegebenenfalls auf die Bewältigung von vermehrten Jahren mit Wasserstress und geänderter jahreszeitlicher Verteilung einstellen.

Nitratbelastung

Trinkwasser ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel, in dem sich allerdings eine zunehmende Schadstoffbelastung durch Pestizide, Gülle und Medikamente nachweisen lässt.

Der Europäische Gerichtshof hat Deutschland wegen zu hoher Nitratwerte im Grundwasser verurteilt und droht mit Zwangsgeldern. Die zuständige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) arbeitet gerade an einer Verschärfung der Düngeverordnung, um zu verhindern, dass zu viel Nitrat in den Boden gelangt.

Das Nitrat ist für die Versorger ein großes Problem. Ist das Wasser zu stark mit Nitrat belastet, müssen sie es mit sauberem Wasser vermischen, um die Grenzwerte einhalten zu können. Oder sie weichen mit ihren Brunnen in tiefere Grundwasserstockwerke aus.

Was bringt die Zukunft?

Durst

Ob und wo das Wasser als Folge des Klimawandels knapp wird, hängt von der regionalen Verteilung der Niederschläge, den jeweiligen Bodenverhältnissen und der Intensität der Nutzung ab.

Trinkwasser werde zunächst dort knapp, wo die Versorgung schon heute angespannt sei – zum Beispiel in der östlichen Lüneburger Heide und in zentralen Regionen Ostdeutschlands. In der sachsen-anhaltischen Altmark haben die Grundwasserpegel bereits einen historischen Tiefstand erreicht. Auch in Brandenburg sinken sie nahezu flächendeckend.

Hunger

Trockenheit vermindert das Pflanzenwachstum und Erträge. 2018 führten in Deutschland die hohen Temperaturen und geringen Niederschläge zu Ertragsausfällen, die nicht nur das Acker- sowie Grünland betrafen, was bei vielen tierhaltenden Betrieben zu einem Futtermangel führte.
Ein Nebeneffekt von Trockenheit und Ernteausfällen ist, dass diese zu hohen Nährstoffüberschüssen von Stickstoff und Phosphor führen. Die Kulturpflanzen sind nicht in der Lage, die Düngemengen vollständig aufzunehmen. Die so entstehenden Nährstoffüberschüsse haben vielfältige negative Umweltwirkungen, etwa durch die Beeinträchtigung der Wasserqualität, negative Wirkungen auf die Artenvielfalt und erhöhte Treibhausgasemissionen.

Recht

Es wäre möglich, dass angesichts des Klimawandels die Rechte, Wasser zu nutzen, anders vergeben und Trinkwasser strenger kontingentiert werden muss. Im schlimmsten Fall hätten Wasserversorger irgendwann zuwenige Wasserrechte.

Wenn die zuverlässige Trinkwasserversorgung aufwendiger wird, dann wird irgendwann auch das Wasser teurer. Dann könnte auch die Landwirtschaft in Deutschland in trockenen Regionen nicht mehr zu Weltmarktpreisen produzieren.
Es muss ausgehandelt werden, wie die knappe Ressource Wasser verteilt wird und dabei auch die Natur berücksichtigen.

Lösungen

Maßnahmen der Politik

Sicherung der Rechte

In der Wasserwirtschaft und der Landwirtschaft existieren vielfältige Anpassungsmöglichkeiten an Trockenheit und Dürre. Wichtig ist dabei, zwischen langfristigen Maßnahmen mit vorsorgendem Charakter und kurzfristigen Maßnahmen zu unterscheiden.

Die Konkurrenz um das Wasserdargebot nimmt zu. Die Trinkwasserversorgung muss allerdings Vorrang haben, was nicht überall gewährleistet ist. Die gesamte Politik müsse die Trinkwasserversorgung sichern.

Transparenz

Ein hohes Maß an Transparenz ist nötig, um die Kontrolle über den Wasserverbrauch zu behalten und um über eine gerechte Verteilung zu entscheiden.

Zum Beispiel ist es wichtig zu wissen, wie die Landwirte Einfluss auf das Grundwasser nehmen. Ein Wasserwerk muss seine Entnahme genehmigen lassen, eine Drainage zur Entwässerung ist dagegen nicht genehmigungs-
pflichtig. Diese greift aber stark in den Wasserhaushalt ein, da sich dort entscheidet, ob Wasser versickert oder abgeleitet wird.
Es ist wichtig, mit Behörden und Landwirten an einen Tisch zu kommen.

Maßnahmen der Landwirtschaft

Es ist wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, die die Resilienz der Landwirtschaft gegen extreme Wetterbedingungen steigern. Kritisch sind langfristige und pauschale Subventionierungen der Landwirtschaft bei trockenheitsbedingten Ernteausfällen, da diese das Klimarisiko der Landwirtschaft von der Betriebsebene auf die Gesamtgesellschaft verlagern und zur Folge haben können, dass sinnvolle Anpassungsmaßnahmen auf Betriebsebene weniger engagiert in Angriff genommen werden.

Ist die Trockenheit erst einmal da, ist es meist zu spät. Doch im Vorfeld sind viele Maßnahmen sinnvoll, die häufig auch positive Effekte in Hinblick auf andere Umweltgüter haben. Mulchsaat kann beispielsweise die Verdunstung reduzieren und hat weitere positive Wirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit. Auch durch Sorten und Kulturarten, die besser mit Trockenstress zurechtkommen, können Ertragsausfälle reduziert werden.

Überhaupt kann durcheine größere Diversifizierung an angebauten Sorten und Kulturarten das risikostarker Ernteeinbußen oder gar eines Totalausfalls deutlich reduziert werden, denn jede Kulturart hat eigene Ansprüche an die Menge und den Zeitpunkt der Wasserversorgung. 

Um nicht nur auf Oberflächengewässer und Grundwasser zurückzugreifen, wird derzeit die Brauchwasser-
wiederaufbereitung für die Landwirtschaft diskutiert. Dies ist in vielen südeuropäischen Ländern bereits gängige Praxis. Allerdings sind an die Wasserwiederverwendung strenge hygienische und Umweltanforderungen zu stellen.

Maßnahemn der Kommunen

Auch die Kommunen müssen sich an Hitze und Trockenheit anpassen. Das setzt ein neues Denken und einen Paradigmenwechsel voraus. Mit Hilfe naturnaher Maßnahmen wird Wasser nicht mehr abgeführt, sondern verbleibt im Einzugsgebiet.

Mögliche Maßnahmen sind die Kühlung und Verschattung von Gebäuden und öffentlichen Räumen durch Frischluftschneisen, Flächenentsiegelung und lokale grüne Infrastrukturen, wie Straßenbäume, Fassadenbegrünungen und Dachbegrünungen. Solche naturnahen Elemente stärken die dezentrale Regenwasserversickerung und helfen somit Bodenfeuchte und Grundwasserneubildung in urbanen Räumen zu erhöhen. Dies verbessert die Pflanzenversorgung in Trockenphasen.

Für Dürreperioden können darüber hinaus Bewässerungsmöglichkeiten etabliert werden. Diese müssen jedoch effizient und wassersparend gestaltet sein.

Jeder von uns

Der Trinkwasserverbrauch ist in den letzten Jahrzehnten durch technische Verbesserungen in der Industrie und auchwassersparende Geräte in den Privathaushalten kontinuierlich zurückgegangen. Im europäischen Vergleich steht Deutschland gut da; nur Belgien, Tschechien und die baltischen Staaten verbrauchen weniger. Doch auch weiterhin sollte mit Wasser, insbesondere mit Warmwasser, sorgsam umgegangen werden. Dazu gehört,Waschmaschine und Geschirrspüler nur anzuschalten, wenn sie voll beladen sind oder das Vollbad durch eine Dusche zu ersetzen. Außerdem gilt: Alle Maßnahmen,die zu einer geringeren Verschmutzung der Gewässer beitragen, erhöhen die Wasserverfügbarkeit.

Gießen für Wasserbewusste

Gießen Sie bei Hitze nicht in der Mittagszeit, sondern am frühen Morgen oder am späten Abend, damit das Wasser nicht so schnell verdunstet.

Versuchen Sie, nicht die Blätter, sondern direkt den Erdboden zu gießen, so bilden sich weniger Pilze und die Blätter riskieren nicht, durch den Lupen-Effekt zu verbrennen. Nutzen Sie möglichst Regenwasser zur Bewässerung von Garten und Balkonpflanzen.

Liebe für Straßenbäume

Kümmern Sie sich auch um Stadt- und Straßenbäume, denn sie sind wertvoll. Sie regulieren das Mikroklima, spenden Schatten, filtern Emissionen aus Luft und Boden, werten das Stadtbild auf und sind Lebensraum stadttypischer Vogel- und Insektenarten.

Stadtbäume wachsen meist unter schlechteren Standortbedingungen als in freier Natur und leiden unter Verdichtung, Schadstoffen oder Streusalz, so dass die Folgen des Klimawandels sie zusätzlich belasten.

Gesunde Straßenbäume sind jedoch für die Kühlung der Städte durch deren kombinierte Wirkung aus Verdunstungsleistung und Schattenwurf von besonderer Bedeutung, da sie der Aufheizung entgegenwirken. 

Ehrt das Wasser, ihr Menschen!

Es gibt noch viel mehr Aspekte die in dieses komplexe Thema mit einfließen, mehr Zusammenhänge, Problemfelder aber auch Lösungsansätze - das Wichtige ist jedenfalls, sich damit auseinanderzusetzten.

Wasser ist die Basis jeden Lebens und nicht so selbstverständlich, wie es im Alltag oft scheint! Wir müssen frühzeitig erkennen, umdenken und handeln um lokale wie internationale Katastrophen zu verhindern.